Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Lage

Cover des Buches Klima(un)gerechtigkeit von Friederike OttoDas aktuelle Buch von Friederike Otto behandelt unsere Lage. Es hat in den Medien große Beachtung gefunden.
Friederike Otto wird 2023 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Dank ihrer Zuordnungsforschung kann die Rolle des Klimawandels bei Extremwetter deutlicher bestimmt werden.
Schon die Leseprobe bringt Erkenntnisgewinn.
Das folgende Zitat wirft jedoch ein starkes Schlaglicht auf unsere Lage und weist den Weg zur Lösung des größten Menschheitsproblems, in dem wir stehen:
Stellen Sie sich vor, in einer Stadt, einem Land, geht ein*e Massenmörder*in, besser noch eine ganze Gang von Massenmörder*innen um und tötet Tausende Menschen. Die Killer sind weder auf der Flucht, noch verstecken sie sich, man kennt sie im Gegenteil ziemlich gut und weiß genau, wo sie wohnen. Trotzdem unternimmt niemand etwas. Gelegentlich warnt sich die Nachbarschaft untereinander, manchmal geben wir den Mörder*innen Geld, damit sie vielleicht ein paar Menschen weniger umbringen, aber alles in allem bleiben sie unbehelligt.
Dass ich mit diesem Bild nicht übertreibe, sieht man zum Beispiel daran, wie der Essener Energiekonzern RWE dafür bezahlt wird, in Deutschland ein klein bisschen weniger Braunkohle auszubuddeln, obwohl bekannt ist, dass das Verbrennen dieser Kohle viele Menschen das Leben kosten wird. RWE weiß das seit den 1960er-Jahren, genauso wie es alle politischen Entscheidungsträger wissen. 38
Die Frage ist also nicht nur, ob wir aus Extremereignissen etwas lernen, sondern auch, was und wie wir darüber reden. Das ist ein entscheidender Punkt.
Die Art und Weise, wie wir den Klimawandel diskutieren, ist nicht zielführend. Es hilft uns nicht, wenn wir nur den individuellen Konsum geißeln – Stichpunkt Flugscham – oder uns am Weltuntergangs-Narrativ festbeißen, während Konzerne wie RWE oder auch Exxon Mobile, die genau wissen, welche Schäden sie produzieren, ungestört weitermachen können wie bisher. Denn eines lehrt uns das nordwestpazifische Biest doch besonders deutlich: Wir müssen gar nicht das Ende der ganzen Welt bemühen. Teile von ihr – meist die weniger in der Öffentlichkeit stehenden – gehen aufgrund der globalen, vom Klimawandel vertieften Ungerechtigkeit schon jetzt unter, während für die besser sichtbare Mehrheit der Menschen das Leben einfach weitergeht. Aber wir ändern nichts oder zumindest viel zu wenig. Stattdessen setzt eine Art Gewöhnungseffekt ein.”
38: Vgl. Friederike Otto: Wütendes Wetter, Berlin 2019, Kapitel 9.

Presseorgane haben Frau Otto mehrfach zu ihrem neuen Buch interviewt:
Der Standard titelt: “Klimatologin: “Das Geschäftsmodell fossiler Konzerne ist darauf aufgebaut, Menschen zu töten””
Der Spiegel (Bezahlschranke) titelt: »Finanzielle Interessen einiger weniger werden abgewogen gegen das Recht vieler auf Leben«
Utopia titelt: “Forscherin Friederike Otto: So sexistisch und rassistisch ist die Klimakrise”

Das Cover des Buches von Christian Stöcker: "Männer, die die Welt verbrennen" wird gezeigt.Eine gute Ergänzung zu dieser Lagebeschreibung ist das Buch von Christian Stöcker:
“Männer, die die Welt verbrennen”. Hier werden die Machenschaften der Hauptkriminellen zusammengetragen und plastisch dargestellt.
Einer der Weltverbrenner wird auf einer Seite der RWE-Tribunal-Initiative besonders unter die Lupe genommen.

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